Abwesenheit

Nö, wir gammeln jetzt noch paar Tage daheim rum - ich muss was für mein Fernstudium tun und Samtköpfchen hat auch noch paar Sachen zu erledigen. Ansonsten hoffen wir auf gutes Wetter für Balkonien

Dresden ist echt schön, kann ich nur empfehlen

Anettbabett, wie gehts dem Kurzen?

Hat schon wieder ne große Klappe und geht mir auf'n nichtvorhandenen sack!!!

Nein im Ernst: es war echt nich lustig. Er wurde nach der op einfach nicht wach, er wurde noch schlafend aus dem aufwachraum auf Station entlassen. Darüber fingen dann die jeweiligen Schwestern an zu streiten und ich stand dazwischen.
Er lag also als total lärmempfindliches Kind zwischen kreischenden Babies und ohrenbetäubend laut piepsenden Geräten und zuckte nicht und bewegte sich nicht. Dann sank sein Blutdruck kontinuierlich, sodass die Schwester alle 10 Minuten besorgt reingeschossen kam um zu messen. Das war dann 4 Stunden nach op und ich hab geheult, weil sie ihm ständig Kälte- und schmerzreize gesetzt haben. Darauf hat er zwar reagiert, aber wurde halt nicht wach.

Dann haben sie das Schmerzmittel mal runtergeschraubt, weil sie das für den Grund des zu niedrigen Blutdrucks hielten...- und siehe da: er wurde plötzlich wach, war sofort voll da und der Blutdruck wurde ganz langsam ( über Stunden ) besser. Der war einfach völlig weggetreten! Da er sonst ausschließlich homöopathisch behandelt wird (er braucht nichtmal fiebersaft o.ä.) hätte eine niedrigere Dosierung wohl ausgereicht. Aber hinterher ist man ja immer schlauer...

Dann wurden wir verlegt, auf die chirurgische Station in ein 4bettzimmer mit pubertierenden Jungs. Man beachte: wir sind hier im freundlichen Stadtbezirk Wedding, alle bunten Nationalitäten der Welt sind hier vertreten. Und waren gefühlt alle zu Besuch der teenies im 4bettzimmer.
Wenn mein Kind nich krank gewesen wär hätt ich's cool gefunden, wie der dunkelhäutige Vater laut lachend mit der arabischen Mutter und slawischem Ehemann erzählt hat.
Fand ich leider gar nicht lustig. Anton wurde dunkelrot, fast violett im Gesicht- ohne körperlichen Grund. Er war einfach total angespannt und reizüberflutet und ruhebedürftig, starrte auf die 2 Fernseher, die ganzen Smartphones und gameboys und dvd- Player hörte den unterschiedlichen Game-Melodien zu (hat er alles nicht) und zischte mir Anweisungen zu.
Ich hab dann meinen ganzen mut zusammengenommen (mir ist sowas sooo peinlich) und hab seine Not erklärt. Daraufhin kam er in ein zweierzimmer mit einem Mädchen. Fast zeitgleich bekam der ne normale Gesichtsfarbe und wurde wieder ganz weich und friedlich. Ab da wurde alles besser.

Lange Rede, kurzer Sinn, in ner halben Stunde sind wir draußen

Oh Gott, was ne Odysee!
Aber freut mich, dass es ihm besser geht und Anton wieder heim darf

Wie gut, dass Ihr wieder heim dürft, Anett!

Krankenhäuser heißen so, weil man in diesen Häusern krank wird/bleibt ... und das sag ich als "kranke Schwester"
Aber im Ernst, wir versuchen auch immer alles, um unsere Patienten daheim zu halten, weil wir befürchten, dass sie den Krankenhausaufenthalt nicht überstehen. Keine gute Atmosphäre, viele Keime, nix gut ...

Wann darf er denn wieder nach hause?

Müssten schon auf dem Wg sein. Um 09:40 war's in ner halben Stunde

Geschaaaaafft. Zu Hause.
Mann, ihr wisst nicht, wie gut das tut, ein enges soziales Netz zu haben. Manche Leute hab ich ewig nich gesehen (haben stündlich gefragt, wie's ihm geht), gewisse Spannungen in der Familie waren vergessen, meine Arbeitskollegen und Freunde haben ständig ihre Hilfe angeboten, ihr habt Anteil gehabt- das war echt gut. Und jetzt leg ich das mal weg und komm wieder in der Realität an.
Care, warum lebt man im Krankenhaus so sehr im Paralleluniversum? Ich fühl mich hier zu Hause grad, als wär ich Wochen weg gewesen. Krankenhäuser retten Leben. Aber gesund wird er glaub ich hier schneller.
Hut ab vor deinem unglaublichen Beruf!!!!

Mal wieder was haariges :
Ich musste im KH mangels Shampoo die Haare mit der flüssighandseife, die so nach KH riecht, die Haare waschen. Ohne Spülung, Pomade oder Öl da zu haben....
Ich versteh die Dinger nicht (also meine Haare): glänzen, sind weich und kein Filz. häh? Warum das denn? Ich kann also den ganzen Eiertanz auch weglassen und Kauf mir KHseife.... !

Ah, super, dann kann Anton sich ja bald erholen.

Warum das so ein Paralleluniversum ist, weiß ich auch nicht so recht - aber ich weiß, dass ich nie mehr auf Station arbeiten will
Und ich weiß, dass es für die Kolleginnen, die frisch aus dem Krankenhaus zu uns kommen, ein totaler Kulturschock ist Für Patienten ist es, glaub ich, so, dass man beim "Einchecken" sein Hirn und eigenen Willen abgeben muss, das bekommt man erst bei Entlassung zurück. Wir "daheim" arbeiten ja ganz anders, nicht AM Patienten, sondern MIT ihm. Im Krankenhaus hat die Schwester quasi Hausrecht und bestimmt, bei der Pflege daheim bin ich "Gast" und erarbeite mit dem Patienten den Pflegeprozess, statt dass ich ihm einen überstülpe.

Was aber immer so ist: Zuhause wird man viel schneller wieder gesund, das ist einfach so