George Michael, "Haargeheimnisse. Schönes Haar auch für Sie"
Eckdaten- Erschienen im Original (Secrets for Beautiful Hair) 1981, deutschsprachige Ausgabe 1994
- ISBN der deutschsprachigen Ausgabe 3-926453-65-6
- nur noch gebraucht erhältlich, amerikanische Ausgabe dabei irrsinnig teuer, die deutschsprachige zum Preis einer Fernsehzeitung zu bekommen (Amazon, Stand März 2024)
AutorGeorge Michael scheint eine schillernde Figur gewesen zu sein, was man davon halten soll... nun ja.
Die Netzwerker haben sich
schon kundig und unterhaltsam an dem guten Mann abgearbeitet (plus Bonustroll und George-Michael-Fangirl).
Ich fasse die 12 Seiten mal zusammen:
George Michael wurde in Sankt Petersburg geboren, als Sohn wohlhabender Eltern.
Er studierte Medizin und promovierte als 23jähriger über das Thema "Haare" - und zwar mitten während des WWII.
In einer besetzten Stadt.
Als gesunder junger Kerl. *hust*
Natürlich hat man während des WWII in Russland alles ins Militär gezerrt, was noch halbwegs kriechen konnte,
außer Medizinern, die an so enorm wichtigen und akut kriegsrelevanten Themen forschen wie "Haare".
WieWerWasWieso genau mit Haaren konnte ich nirgendwo finden - ob damit was aufgesogen, abgedichtet oder zu Sprengstoff oder Giftgas verkocht werden sollte oder ob Georgy-Porgy doch eher an neuen innovativen Formen der Duttologie und Flechtistik mit Schwerpunkt Zopfgummis-ohne-Metallhülse geforscht hat?
Wir werden es nie erfahren, da es wohl auch keine Unterlagen zu seiner Forschung und seiner Doktorarbeit gibt *husthust*
George Michael hat also seinen Doktortitel der Medizin in sehr jungem Alter und trotz Krieg bekommen, mit einer Doktorarbeit über Haare, bevor er in die USA ausgewandert ist.
Dort hat er als
Hausarzt Dermatologe Krankenpfleger Friseur gearbeitet.
Ist es wahrscheinlich, dass jemand, der intelligent, stur und gerissen genug ist, mitten im WWII herrlich und in Freuden in seinem Elfenbeinturm zu sitzen und über Scheißdreck wie Haare zu forschen, wenn um ihn herum alles zurück ins Mittelalter gebombt wird, in die US of A auswandert - und dort zu schluffig ist, sich seinen Doktortitel und seine Abschlüsse anerkennen zu lassen? *husthusthust*
Als Friseur etablierte sich George Michael dann als "Langhaarpapst" und Coiffeur der Reichen und Schönen, jedenfalls versucht er, diesen Eindruck durch konstantes und überhaupt nicht nerviges Name dropping zu erwecken *husthusthusthust*
InhaltHeute wird es schlimm, wir werden sehr lachen, uns sehr wundern und eventuell brauchen wir auch noch eine Kotztüte.
Das Buch ist eine Werbung für GM-Friseure und GM-Produkte, abgerundet mit Name dropping und reichlich hanebüchenem Bullshit, dazwischen wenige brauchbare und altbekannte Tipps wie Haare sanft behandeln und auch sehr lange Haare ab und an ein wenig trimmen.
Kleines Worst of GM gefällig?
- bei Toten wachsen Haare und Fingernägel weiter.
- je länger das Haar, desto weniger Haare fallen aus. Laut Autor fallen bei bodenlangem Haar nur zwei Haare täglich aus.
- Stufenschnitte und Ponys verursachen Haarausfall.
- SchiDrü-Probleme machen supidupi Haare, die fünfzehn!!! cm im Monat wachsen. (NOPE)
- Dunkelhaarige werden früher kahl.
- Emanzipation und Karriere lassen Frauen männerartigen HA bekommen; des Autors Frauenbild ist eh mindestens seltsam. Dazu später mehr.
- Holzhaarnadeln (=Stäbe, Forken) sind des Teufels, verletzen euch und machen hässliche Haare. Nur Steckkämme sind gut, und zufällig verkaufte George Michael ebendiese für sehr gutes Geld *husthustHUSThusthust*
- Handwerker haben besseres, dichteres Haar als Leute, die mit dem Kopf arbeiten #mussmanwissen
- die Urmenschen haben angefangen, Fleisch zu essen, weil bei Waldbränden verbrannte Tiere so lecker rochen.
- am Ende des WWII sahen alle super aus und hatten tolles Haar, weil sie soviel Salat gegessen haben.
- graue Haare entstehen durch Vitaminmangel.
- Selbstgerührtes pfui, GM-Shampoos hui. *mein Gott, dieser Husten bringt mich noch um*
- Henna ist auch böse, chemische Haarfarben sind sicher (ähemmmmmm... das Buch erschien '81. Hat sich die Rezeptur von Haarfarben seit 1981 radikal verschlechtert? 1996 haben sie jedenfalls mehr gestunken als heute, deswegen tippe ich stark auf "nein".)
- Einheitliche Haarlänge/Pottschnitt XXL ist das einzig Wahre für dichtes, langes Haar, denn sonst fallen die Haare aus; insbesondere Ponys und Stufen machen kurzes und dünnes Haar. *aaaargh, dieser Husten
*
- George Michael trommelt nicht nur extrem für seine Produkte, sondern auch für den Flip-Haarschnitt; der ist nicht, wie man von einem LANGHAARpapst erwarten könnte, ein stumpfer Haarschnitt ala King Kong, Bodenlänge, leicht getrimmt an Händen und Fußknöcheln, sondern ein knapp schulterlanger, 1981 schon muttihafter Haarschnitt mit Außernwelle.
Das Frauenbild des Autors lässt sich im Grunde runterbrechen auf "zerbrecht euch nicht eure hübschen Köpfchen und achtet darauf, fickbar zu bleiben, alles andere beleidigt das männliche Auge."
Weils so schön behämmert ist, möchte ich die Geschichte von der gebürsteten (bwahaha) Bäuerin zitieren:
George Michael hat geschrieben:Stellen Sie sich eine arme, abgearbeitete Bäuerin vor und denken Sie an ihren Tagesablauf.
Nach dem Aufwachen beim Morgengrauen fachte sie das Feuer an, holte Wasser und fütterte das Vieh.
Dann weckte sie ihren Mann und bereitete sein Frühstück.
Sie hatte immer noch keine Zeit, ihr Haar zu bürsten, geschweige denn zu kämmen.
Gewöhnlich steckte sie es einfach auf ihrem Kopf mit einigen Hühnerknochen zu einem Knoten zusammen, nur um es aus dem Weg zu haben.
Nach dem Frühstück putzte sie das Haus, machte die Betten, kümmerte sich um den Garten und bereitete das Mittagessen; dann marschierte sie zwei oder drei Kilometer aufs Feld, um dort ihren Mann zu treffen.
Immer noch keine Zeit, viele Umstände um ihr Haar zu machen.
Nach dem Mittagessen weitere Arbeiten im Haus, die Vorbereitungen des Abendessens; mag sein, dass sie schnell ihr Haar ein wenig attraktiver stecken konnte.
Ihr Mann kam nach Hause, aß sein Abendbrot, war erschöpft von einem langen Tag auf dem Feld und schlief - ohne Fernsehen zu Ablenkung - einfach ein.
Nun wünschte sich seine Frau, ungefähr zehn Jahre jünger als er und deshalb mit wesentlich mehr Energie ausgestattet, ein bisschen Aufmerksamkeit und Liebe - und da schlief er.
So setzte sie sich also vor ihre Kommode (gewöhnlich der einzige richtige Spiegel im ganzen Haus neben dem kleinen, mit dem er sich zu rasieren pflegte) und löste ihr Haar.
Endlich hatte sie Zeit, es auszubürsten, und sie befolgte die Anweisung von den hundert Strichen, die ihr ihre Großmutter in der zeiterprobten Haarpflege-Traditon empfohlen hatte.
Danach fühlte sie sich wahrscheinlich sexy, und so schaute sie ihren Mann an, der, obwohl er schlief, ihren Blick fühlte.
Er wachte auf, war angetan von der prächtigen, wallenden Haarmähne und schlief mit ihr.
Was für ein glückliches Ende eines trüben und anstrengenden Tages!
Ich habe mir erlaubt, Absätze einzufügen, da der originale Fließtext weniger angenehm zu lesen ist (finde ich).
Eklig wirds gen Ende, wenn er über Kinderhaare fabuliert.
Auch hier zitiere ich:
George Michael hat geschrieben:Mary-Ellen andererseits ist mit der Seele einer "femme fatale" auf die Welt gekommen; das wird offensichtlich im Alter von zwei Jahren, wenn sie lernt, mit den Wimpern zu klimpern.
Sie möchte Haar, das sie schwingen und werfen kann, um alle Jungs in der Kindergartengruppe zu betören.
Über die Bäuerin, die ihre Haare bürstet, damit ihr Gatte dann sie bürstet, kann man noch lachen; bei Mary-Ellen bleibt mir das Lachen im Halse stecken.
Wenn ihr immer schon mal wissen wolltet, was
Frühsexualisierung ist: das hier.
Das hier, und nicht etwa, Grundschülern zu erzählen, wo Babies herkommen.
Fazit: eine unglaubliche Menge wirklich bekloppter Unfug, dazwischen Werbung.